Gastbeitrag von Christoph Wasserbacher – dieser Artikel erschien zuerst auf jederhatangst.de
Was, wenn nichts mit dir falsch ist?
Wie fühlt sich dieser Satz für dich an? Mir ist das nach einem Video von Ted Talks gekommen von einer Psychotherapeutin die sagte: Was wenn absolut nichts falsch ist mit dir?
In der heutigen Zeit boomt die Persönlichkeitsentwicklung. Für mich geht das in eine ganz falsche Richtung, wir sehen uns meistens Videos an wie wir doch noch besser werden können , oder besuchen dieses Seminar um noch gelassener zu werden, oder hören noch diesen Podcast um in 3 Schritten angstfreier zu werden. Das was ich darunter verstehe ist das so wie wir (jetzt) sind noch nicht genug sind. Nicht das ich was gegen Persönlichkeitsentwicklung habe es kann auch mal sehr hilfreich sein.
Aber? Was ist wenn nichts falsch ist mit dir?
Heutzutage sagt uns ja jeder, das so wie wir sind nicht ok ist – ist man zu schüchtern gibt es einen der dir zeigt wie du selbstbewusster wirst, bist du zu nervös gilt es das zu bekämpfen. Bin ich zu sensibel, gilt es mehr meinen Mann zu stehen usw.
Ich behaupte, und für mich ist das der heilvollste Weg mit etwas umzugehen, dass so wie es jetzt gerade ist, ok ist. Manche werden jetzt denken, wenn ich das so akzeptiere, z.Bsp. meine Angststörung, dann wird sich ja nie etwas ändern daran. Das glaubte ich auch so lange. Ich dachte auch immer, ich müsste noch dieses und jenes ausprobieren, diese Angst muss doch so wie sie gekommen ist auch gleich wieder verschwinden. Nur fest daran arbeiten, dann geht sie schon wieder weg. Totaler Irrglaube meiner Meinung.
Was ist, wenn ich schon immer der ängstliche Typ war? Ist es deswegen schlecht, nur weil mir andere Menschen sagen man darf heutzutage nicht seine Angst oder Nervosität zeigen, man sollte besser souverän rüberkommen? Bin ich deswegen falsch? Nein, ganz und gar nicht – du bist menschlich.
Alles auch mal sein lassen
Wenn man sich gegen nichts mehr wehrt und alles geschehen darf, dann ist das was ganz anderes als diese ständige an-sich-arbeiten-müssen Kultur. Wenn man nichts mehr vermeiden, bekämpfen, wegmachen, wegdrücken muss, dann ist doch alles schon ok in diesem Moment. Das heißt nicht, dass ich mich für immer damit abgefunden habe, aber im jetzigen Moment darf es sein und ist völlig ok.
Für mich fühlt sich das einfach viel besser an als das ständige arbeiten an sich, das ist doch, wenn wir uns ehrlich sind, total anstrengend? Oder nicht?
Als Kinder waren wir doch auch so wie wir waren in Ordnung. Oder kannst du dich erinnern, dass du als Kind ständig an dir gearbeitet hast? Also ich nicht.
Warum sollen wir also als Erwachsene nicht mehr in Ordnung sein? Warum soll es da noch immer dieses oder jenes Problem geben, das wir bekämpfen oder lösen sollen? Ich sage, es ist viel einfacher, uns einfach mal so sein zu lassen wie wir nun gerade jetzt im Moment sind, sei es mit voller Angst, Depressionen, Selbstzweifel, Unruhe, Einsamkeit, Übergewicht, Unzufriedenheit, Schuldgefühle und noch viel mehr. Denn wie wir wissen, ist es doch viel besser nicht immer unser schärfster Kritiker zu sein, sondern einmal unser bester Freund.