Am Ende des Schuljahres kommt es geballt: Der Leistungsdruck steigt, die SchülerInnen müssen noch einmal „reinbeißen“ und das Beste aus sich herausholen, um das Schuljahr so gut wie möglich bzw. doch noch positiv abzuschließen. Dieser Schulstress hinterlässt Spuren und nicht selten folgen daraus psychische Krisen. Die Krisenhilfe Oberösterreich bietet Unterstützung und gibt auch praktische Tipps, wie sich Schulstress vermeiden bzw. verringern lässt.
Mindestens vier von zehn Berufstätigen klagen über Überbelastung und Stress (Quelle: JKU). Aber nicht nur Erwachsene leiden darunter: Eine Studie der Techniker Krankenkasse in Deutschland berichtet, dass rund 25 Prozent der Kinder und Jugendliche oft oder sehr oft unter Stress leiden. In Österreich kann man davon ausgehen, dass der Prozentsatz ähnlich ist und jedes vierte Kind unter Stress leidet. SchülerInnen stehen unter hohem Leistungsdruck, nicht selten gibt es Konflikte in der Familie oder im sozialen Umfeld, immer öfters fühlen sie sich auch vom Freundeskreis unter Druck gesetzt – nicht zuletzt aufgrund der Vorgaben überzogener Lebenswelten von Youtube-Stars und Online-Influencern. Kinder müssen oftmals einiges aushalten, das kann zu einer Überforderung führen. Bei Jugendlichen kommen dann auch noch diverse Symptome der Pubertät dazu, eine hormonelle Umstellung und Veränderungen des Körpers sind meist physisch und psychisch anstrengend.
„Schulstress ist vor allem durch eine Verhaltensänderung erkennbar, kann sich jedoch bei jedem Kind und Jugendlichen unterschiedlich äußern“, sagt Mag.a Sonja Hörmanseder, Leiterin der Krisenhilfe OÖ. „Demotivation, Zurückgezogenheit und Abgeschlagenheit gelten als wichtige Erkennungsmerkmale von Schulstress im Kindes- und Jugendalter. Zudem treten häufig Konzentrationsschwierigkeiten auf, welche sich oft durch schlechter werdende Schulnoten bemerkbar machen. Nicht selten kommen auch psychosomatische Probleme auf.“
Typische Warnsignale für Schulstress können sein:
- Bauchweh
- Kopfschmerzen (Migräne)
- Schlafstörungen wie Einschlafschwierigkeiten
- Müdigkeit, Niedergeschlagenheit
- Aggressivität
- permanente schlechte Laune
- Nervosität
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Traurigkeit
- Essstörungen (wie z.B.: Magersucht, Bulimie)
- Angst
- Sozialer Rückzug (eher bei Jugendlichen, selten bei Kindern)
Die Ursachen für Schulstress sind meistens sehr ähnlich
Zu den Hauptfaktoren zählt ein stetig wachsender Leistungsdruck, welcher in Kombination mit Angstzuständen auftritt. Letztere sind mit starken Zweifeln verbunden, überhaupt den gesellschaftlichen Anforderungen gewachsen zu sein. Nicht zuletzt resultiert dies aus der Tatsache, dass sich Eltern stets das Beste für ihre Kinder wünschen, um später am Arbeitsplatz einen guten Job zu ergattern. Der Druck geht also sehr oft auch von den Eltern aus.
Fallbeispiele – junge Menschen in der Krise
H., Fallbeispiel 1
Männlich; 17 J. (Telefonischer Kontakt)
H. hat die Schule abgebrochen (1. Klasse HTL) und befindet sich im ersten Lehrjahr. Er hat große Probleme in der Berufsschule (Prüfungsangst) und Panik den Lehrplatz zu verlieren. Er kämpft mit Schlaflosigkeit und Zukunftsängsten, sein Vater weiß nichts davon. H. will sich seinen Freunden nicht anvertrauen, hat Angst ausgelacht zu werden. Er hat überlegt, abzuhauen, um sich den Prüfungen nicht mehr stellen zu müssen, dann würde er aber mit Sicherheit den Lehrplatz verlieren. H. hat immer öfter Suizidgedanken, will aber seinen Vater damit nicht belasten. Dieser ist Alleinerzieher bzw. Witwer.
Die Krisenhilfe OÖ leistet einen Akut-Hausbesuch, um die Gefahr der Suizidalität abzuklären und um weitere Schritte zu überlegen. Nach der Abklärung folgen weitere Kontakte, um die weitere Vorgehensweise zu überlegen (Psychoedukation, Umgang mit Ängsten, Wertschätzung des Gelingenden, Ressourcenarbeit, wie kann Vater eingebunden werden)
A., Fallbeispiel 2
Weiblich, 18 J. (Telefonischer Kontakt, danach persönliche Krisenberatung)
A. wird alles zu viel: In der Schule fühlt sie sich überfordert, fürchtet die Matura nicht zu schaffen. Sie hat den Kopf nicht frei aufgrund vieler Dinge, die sie beschäftigen: Sie hat Stress mit den Eltern, denn sie muss die Matura machen (Akademikerfamilie). Ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche werden nicht gehört, ihre Probleme werden abgetan, A. fühlt sich missverstanden und nicht ernst genommen. Zusätzlich findet sie keinen Anschluss im Klassenverband, sie kann und will mit den anderen Mädchen in der Klasse nicht mithalten (Aussehen, Outfit, fortgehen, Selbstdarstellung auf Instagram). A. beschreibt sich als einsam, traurig und überfordert.
Die Krisenhilfe OÖ stellt ihr ein Angebot zusammen: Telefonische Gespräche zur Entlastung, Abklärung von Suizidalität, Wertschätzung der Dinge, die gut laufen und gelingen. Es geht auch viel in die Richtung der Ressourcenarbeit: Wo bekommt man Unterstützung, was tut mir gut etc. Das Angebot von persönlichen Krisenberatungsgesprächen hilft ebenfalls: Gemeinsam werden Möglichkeiten erarbeitet, das Gespräch mit den Eltern zu wagen. Es gibt viele gemeinsame Überlegungen, die akuten Überforderung zu verringern.
J., Fallbeispiel 3
Weiblich, 35 J. (Telefonischer Kontakt)
Eine Pädagogin in einer NMS meldet sich in der Krisenhilfe OÖ, da sie sich große Sorgen um eine Schülerin macht und unsicher ist, wie sie unterstützen kann. Die Lehrerin nimmt wahr, dass sich die Schülerin sehr zurückzieht und auch an Gewicht zu verlieren scheint. Der Mitarbeiter am Krisentelefon coacht sie bezüglich eines Gesprächs mit der Schülerin, das in diesem Fall der erste wichtige Schritt ist. Ebenso überlegen sie gemeinsam, wie die Eltern miteinbezogen werden können und welche Unterstützungsmöglichkeiten innerhalb und außerhalb des Schulsystems zur Verfügung stehen.
Die Krisenhilfe OÖ hilft rasch und rund um die Uhr
Die Krisenhilfe OÖ bietet umgehend professionelle Unterstützung bei psychischen Krisen. Die MitarbeiterInnen stehen dabei unter der Telefonnummer 0732 / 2177 rund um die Uhr zur Verfügung. Das Angebot der Krisenhilfe umfasst telefonische und persönliche Krisenintervention, Onlinekrisenberatung, Hausbesuche, Unterstützung nach traumatischen Ereignissen und Unterstützung für Einsatzkräfte. Alle Leistungen sind dabei für die Betroffenen kostenlos.
Die Krisenhilfe OÖ erreichen sie rund um die Uhr unter der Telefonnummer 0732 / 2177
Nicht nur SchülerInnen können die Krisenhilfe OÖ kontaktieren, sondern auch Eltern und PädagogInnen, die sich um eine/n SchülerIn Sorgen machen. pro mente OÖ, EXIT-sozial, Rotes Kreuz, Telefonseelsorge OÖ und die Notfallseelsorge haben sich unter dem Namen „Krisenhilfe OÖ“ zu einem Trägerverbund zusammengeschlossen, um die zukünftige Krisenversorgung in Oberösterreich flächendeckend und noch umfassender gewährleisten zu können. Nähere Infos unter www.krisenhilfeooe.at.
Tipps gegen Schulstress
Wie Eltern Ihren Nachwuchs auch kurz- und mittelfristig effektiv unterstützen können finden Sie in unserem Blogbeitrag: Schulstress muss nicht sein – 5 praktischen Tipps.